Pokalsensation knapp verpasst, aber Žarko brilliert

Im Halbfinale des Deutschen Mannschaftspokals schlägt Žarko Vučković die Nummer 9 der Welt, den Inder Aravindh

Ein Zentimeter, das ist die Höhe eines Bauern in einem Reiseschachset. Der Abstand zwischen zwei geparkten Autos in München. Der Durchmesser einer Centmünze. Ein Zentimeter, so weit war unsere Pokalmannschaft um Žarko, Vadim, Alex V. und Quang heute im Halbfinale des Deutschen Mannschaftspokals im Augsburger Kongress am Park gegen den Zweiten der abgelaufenen Bundesligasaison Viernheim von einer Sensation entfernt. Dabei trat Viernheim mit vier Großmeistern an: Aravindh (Elo 2749, Nummer 9 der Live-Weltrangliste), Dennis Wagner (2619, Nummer 6 in Deutschland), Dr. Amin (2636) und Fedorchuk (2560). Ein Brett an vier Brettern. Aber kleinmütig ist, wer da unkte, ein 0:4 sei absehbar!

Žarko bekam mit Schwarz einen Rubinstein-Nimzoinder aufs Brett und nahm sich früh viel Zeit, bekam dafür aber Ausgleich. Dann erhöhte Aravindh den Druck am Damenflügel und Žarko hatte Mühe, die Entwicklung abzuschließen.

Aravindh vs. Žarko

Vadim schien Wagner mit seinem Trompowsky zu überraschen und kam ebenso gut aus der Eröffnung. Nach zwanzig Zügen hatte er eine stabile Stellung ohne bedeutende Schwächen erreicht.

Vadim vs. Wagner

Alex’ Gegner Dr. Amin brachte im siebten Zug des Schottischen Gambits einen Zug, der in der Lichess-Meisterdatenbank nur einmal vorkommt, aber den die Engine okay findet. Alex verfiel in längeres Grübeln, aber setzte gut fort.

Alex vs. Dr. Amin

Quang wagte einen Sizilianer, sein Gegner Fedorchuk (im Pokal der vorletzten Saison hatte Alex V. ihn sechs Stunden lang duelliert) nahm den Kampf auf und rochierte in der klassischen Variante lang. Da der Ukrainer sich hier wenig auskannte, verbrauchte er viel Zeit. Das Spiel wurde schnell scharf. Die Engine sah Quangs Angriff auf dem Damenflügel als gefährlicher an und gab ihm kontinuierlich mehr Plus. Im 20. Zug stand er bei -2,0, allerdings in einer zweischneidigen Position.

Fedorchuk vs. Quang

Žarko hatte den Angriff auf dem Damenflügel abwehren können und ergriff nun auf dem Königsflügel selbst die Initiative. Seine Zeit schrumpfte aber bedenklich.

Alex hatte seinem Gegner einen Tripelbauern beigefügt, sodass dessen Mehrbauer wertlos war. Das schwarze Läuferpaar und der unentwickelte Damenflügel von Weiß sahen bedenklich aus. Aber die schwarzen Bauern waren ein Trümmerfeld. Die entgegengesetzten Rochaden versprachen scharfes Spiel. Alex’ Zeit wurde nun knapp.

Quang hatte in seiner scharfen Stellung den Gewinnweg verpasst und die Partie ging ins Endspiel über. Weiß hatte einen Freibauern und einen beweglichen Springer, aber die Engine war mit Quang zufrieden.

In Žarkos ebenfalls umkämpfter Stellung gab der Computer im 34. Zug eine unglaubliche Bewertung von -4,0 heraus. Unter Žarkos dauerhaftem Druck waren Aravindh mehrere Fehler unterlaufen.

Ausgleich an drei Brettern, Vorteil für Žarko. Würde es heute eine Sensation geben? Bei Alex und Quang war aber noch alles offen und Žarko musste die gute Bewertung erst mal in einen Punkt verwandeln – gegen einen der besten Spieler der Welt.

Alex’ Gegner versuchte sein Läuferpaar ins Spiel zu bringen und öffnete die Stellung. Da übersah Alex bei nur noch wenig Zeit eine günstige Abwicklung und geriet in einen Angriff, den er nicht mehr abwenden konnte (0:1).

Alex bei der Analyse

Quang verpasste in seinem schwierigen Endspiel die Remischancen und musste sich ebenfalls doch noch geschlagen geben (0:2), nachdem er sein ganzes taktisches Können und seinen Mut gezeigt hatte.

Trauriger Quang

Vadim hatte seinen sehr starken Gegner souverän auf Distanz gehalten, hatte aber keine Gewinnchance mehr. So lief das Endspiel auf ein nie gefährdetes Remis heraus (1,5:2,5).

Das Match war zwar verloren, aber Žarko kämpfte noch. Aus gutem Grund. Die Stellung war zeitweise sehr schwer einzuschätzen. Aravindh hatte einen Bauern und einen Turm auf die vorletzte Reihe getrieben. Aber der König von Weiß wurde belagert. Eine Abwicklung berechnete Žarko schließlich genauer. Nach 54 Zügen und einer Umwandlung blieb Weiß nur die Aufgabe (1,5:2,5). „Žarko GOAT“ schrieben Leute im Lichess-Chat … Es wurde sehr emotional.

Zwischenziel erreicht

Alle Partien könnt ihr auf Lichess nachspielen – und es lohnt sich bei jeder einzelnen: https://lichess.org/broadcast/deutsche-pokal-mannschaftsmeisterschaft-2025-endrunde/halbfinals-semifinals/xhY910QZ

Im Spiel um den dritten Platz treffen die Schachfreunde Augsburg an diesem Sonntag auf Deizisau, vermutlich mit Kamsky, Dautov, Krasenkow, Klek. Online könnt ihr das hier verfolgen, aber live vor Ort im Kongress am Park ist es natürlich viel interessanter: https://lichess.org/broadcast/deutsche-pokal-mannschaftsmeisterschaft-2025-endrunde/finale–spiel-um-platz-3-final–game-for-3rd-place/tsYTT7ak#boards

Für die Vereinschronik

Kommentare

Eine Antwort zu „Pokalsensation knapp verpasst, aber Žarko brilliert“

  1. Avatar von Petra Weisheit
    Petra Weisheit

    Herzliche Glückwünsche an Žarko zu dieser unglaublichen Leistung und an den stolzen Papa!

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