Bayerische Meisterschaften der Jugend 2017

Mit Luft nach oben

 

 

Mancherorts sagt man uns Schachfreunden nach, wir seien erpicht darauf, von Rekord zu Rekord zu jagen, was selbstverständlich völliger Unfug ist. Vielmehr verhält es sich so, dass wir aufgrund unserer Strebsamkeit und dem damit einhergehenden Trainingseifer immer wieder neue Höhen erklimmen, der Erfolg also das Resultat unseres Einsatzes ist.

 

Daher war es auch nicht verwunderlich, dass wir zu den diesjährigen Landesmeisterschaften der Jugend in Spalt (Mädchen) bzw. Bad Kissingen (Jungen) gleich sieben Kinder und Jugendliche – Alexander, Erik, Jakob, Katarina, Paul, Robert und Zarko – entsandten, die nicht nur die Gelegenheit nutzen wollten, sich mit starker Konkurrenz zu messen, sondern nach Möglichkeit auch die ein oder andere Fahrkarte zu den Deutschen zu erkämpfen.

 

Nun, wenngleich letztlich der große Wurf ausgeblieben ist, so kann man doch mit dem Abschneiden überwiegend zufrieden sein. Besonders wusste jedoch zu gefallen, dass unser Nachwuchs oft gutes Schach geboten hatte, was für die neue Saison ein weiteres Feuerwerk aus diesen Reihen erwarten lassen kann! 🙂

 

 

U14w; „Verpasste Chancen“:

 

Hatte Katarina im vergangenen Jahr noch durchaus zum Favoritinnenkreis gezählt, so hatte sie dieses Mal bestenfalls Außenseiterchancen, denn nicht nur, dass sie die Altergruppe hatte wechseln müssen – Auch an ihr geht das Alter nicht spurlos vorüber. -, sie hatte zudem im Vorfeld einige Probleme mit der Umstellung gehabt. Als dann am Anreisetag eine völlig desolate Vorstellung folgte, die in einer verdienten Niederlage mündete, da kam die Befürchtung auf, dass das eine Meisterschaft werden könnte, an der man lange zu knabbern hätte.

 

Doch Katarina wäre nicht unsere „Amazone“, wenn sie nicht derart kämpferisch eingestellt wäre, dass sie sich gleich mit einem Sieg in Richtung Verfolgung aufgemacht hätte. Insgesamt ließ sie anschließend mit einem lobenswerten Kampfschach 3/4 folgen, wurde mit 4/6 geführt und erhielt die Chance, mit einem Sieg in der Schlussrunde aufs Treppchen zu springen.

 

Hier schenkten sie und ihre starke Gegnerin sich nichts, drückten gegen den jeweils gegnerischen König, der Gefahr für den eigenen bewusst ins Auge blickend, und erzwangen eine Entscheidung. Diese gab unserer Katarina zwar das Nachsehen, doch sie konnte sich nach der Partie nichts vorwerfen, hatte sie doch wahrlich alles versucht. Mit 4/7 belegte sie schlussendlich den 9. Platz. Glückwunsch.

 

 

U14; „“Ein stetiges Näherrücken“:

 

Entgegen der ursprünglichen Planung musste Jakob allein an den Start gehen, sodass ihm unvermittelt die Unterstützung aus den eigenen Reihen fehlte. Allerdings machte ihm dieser Umstand nichts aus und er legte mit 1,5/2 einen guten Start hin, den er mit einem weiteren Unentschieden dahingehend perfektionierte, dass er eine Partie mit zwei Qualitäten und drei Bauern weniger noch Remis halten konnte.

 

Solch glücklich verlaufende Partien und ein darauf folgender Sieg sind eigentlich beste Vorzeichen, um eine Meisterschaft zu gewinnen, weshalb die Vorbereitungen für die folgenden Runden äußerst gewissenhaft vonstatten gingen. Die Begegnung in der fünften Runde gegen den späteren Meister sollte eine Vorentscheidung bringen, denn in einer spannenden Partie unterlag Jakob. Dieser Kraftakt hatte ihn soviel Energie gekostet, dass er am Nachmittag für seine Verhältnisse recht schwach agierte und gleich eine weitere Null kassierte.

 

Mit 3/6 war der Zug zur Deutschen natürlich abgefahren, was Jakob allerdings nicht daran hinderte, auch die letzte Partie konzentriert anzugehen und das Turnier mit einem Sieg bzw. 4/7 (8. Platz) versöhnlich ausklingen zu lassen. Glückwunsch.

 

 

U16; „Ungewohnte Höhenluft“:

 

Pauls Begeisterung für den Schachsport und sein Fleiß haben ihm in unseren Reihen den Spitznamen der „Wandelnden Schachenzyklopädie“ eingebracht. Beides gepaart mit seinem scharfen taktischen Blick hatten ihn in relativ kurzer Zeit zur Bayerischen gebracht, wo er unbedingt sein Können unter Beweis stellen wollte.

 

Diese an und für sich löbliche Einstellung bewegte sich aber leider schnell in Richtung Übermotivation, die bekanntlich kein guter Ratgeber ist. So kam es denn auch, dass sich Paul gleich zu Beginn schöne Stellungen erarbeitete, diese aber zu schnell gewinnen wollte und so auf einmal mit 0/3 im Turnier geführt wurde. Doch er ließ sich davon nicht entmutigen, rammte die Ellenbogen in den Tisch, was dazu führte, dass er sich mit 2/2 selber für den vorbildlichen Einsatz belohnte.

 

So hätte es weitergehen können, denn die entsprechenden Stellungen waren durchaus auf dem Brett, allerdings verfiel er, nun wieder Oberwasser habend, in sein altes Muster, verlor die letzten beiden Begegnungen und beendete seine erste Meisterschaft mit 2/7 (20. Platz). Auch wenn wesentlich mehr möglich gewesen wäre, so ist hier gleichfalls ein Glückwunsch für den schachlich starken Auftritt angebracht.

 

 

U18; „Eindreiviertel Altmeister“:

 

Während Erik ganz regulär in der U18 antrat, fand er unverhofft Unterstützung durch Zarko, der als Bezirksmeister der U16 eigentlich in der Altersstufe darunter an den Start hätte gehen sollen. Doch als sich ausgerechnet aus Schwaben kein weiterer Teilnehmer für die U18 hatte finden lassen, da zögerte unser Zarko keinen Augenblick, meldete sich um und ermöglichte dadurch Paul als erstem Nachrücker Schwabens in der U16, dessen erste Landesmeisterschaft.

 

Nachdem wir in der Vergangenheit erfolgreich an einer Stabilisierung seines Nervenkostüms gearbeitetet hatten, der schachliche Teil hatte auch nur wenig Grund zur Beanstandung geliefert, schossen Eriks Ergebnisse förmlich durch die Decke, weshalb man gespannt auf sein Abschneiden in Bad Kissingen blickte. Hier schien er zunächst in alte Muster zu verfallen, denn nach einer hervorragend verlaufenden Eröffnung, stellte er einfach so eine Qualität ein, was ihn bald danach den Punkt kostete.

 

In der Folge sollte es ebenfalls alles andere als rund laufen, weshalb einem der Blick auf die Tabelle verriet, dass Erik aus den ersten vier Runden trotz guter Stellungen gerade einmal einen einzigen Punkt zu holen vermocht hatte. Was aber in der Vergangenheit in einer Katastrophe geendet hätte, das prallte an ihm förmlich ab, sodass er mit einer scheinbaren Leichtigkeit drei Siege zelebrierte und damit das Turnier mit 4/7 und einem beachtenswerten 10. Platz beendete. Glückwunsch.

 

Unter gänzlich anderen Voraussetzungen ging unser erfolgsverwöhnter Zarko ins Rennen. Obwohl in der höheren Altersgruppe startend, machte er sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel, zierte er doch gleich hinter Cedric Oberhofer an zweiter Stelle die Startrangliste. Allerdings fand er nicht so richtig ins Turnier, was vor allem daran lag, dass sein ansonsten so starkes und kreatives Spiel irgendwie blutleer wirkte. Dies zog unerwartete Ergebnisse nach sich und Zarko fand sich plötzlich mit 1/3 im Tabellenkeller wieder.

 

Hier jedoch zeigte er, was ihn als einen echten Spitzenspieler auszeichnet, denn er kämpfte von Runde zu Runde die Gegner nieder, verließ gleich viermal hintereinander das Brett als Sieger und wurde, von den Ergebnissen der Konkurrenz begünstigt, mit 5/7 Vizemeister! Glückwunsch.

 

 

U25; „Wider das Einrosten“:

 

Alexander und Robert hatten beide die Bezirksmeisterschaft nicht mitgespielt, was als unproblematisch angesehen worden war. Denn während sich Robert klar gegen die Austragung in Violau positioniert hat und dafür auch auf eine mögliche Teilnahme an der Bayerischen in seiner Altersstufe verzichtet, bestand für Alexander die Möglichkeit, mittels eines Freiplatzes Bayerns ranghöchstes Jugendturnier zu spielen. Immerhin zweifacher Landesmeister und nominell einer der stärksten Spieler in der U14 im Freistaat.

 

Und seitens der Bayerischen Schachjugend hatte es auch keine Vorbehalte gegeben, erfüllte doch unser Alexander alle erforderlichen Kriterien, um in den Genuss eines Freiplatzes zu kommen. Allerdings hatte sich ausgerechnet die Schwäbische Schachjugend, also der Bezirk, dessen Farben Alexander vertreten sollte,  in Person des 1. Vorsitzenden explizit gegen dessen Teilnahme ausgesprochen, sodass die U25-Meisterschaft angesagt war.

 

Trotz eines starken Dämpfers hinsichtlich der Motivation, spielte Alexander anfangs ausgesprochen gut, startete mit 2/2 und unterlag in der dritten Runde dem späteren Turniersieger nur äußerst knapp. Ein weiterer Sieg brachte ihn wieder nach vorne, sodass ein Treppchenplatz in greifbare Nähe rückte. Doch die zweite Doppelrunde sollte ihn weit zurückwerfen, denn zunächst verdarb er eine im höheren Sinne gewonnene Stellung, was die erste Niederlage des Tages zur Folge hatte, und in der anschließenden Partie stellte er eine Figur ein. Der Sieg in der Schlussrunde war da wenig tröstend, war hier doch ungemein viel mehr drin – 4/7; 8. Platz. Eine gute Leistug angesichts der Umstände und daher meinen Glückwunsch.

 

Roberts Turnier verlief gänzlich anders. Zu seiner eigenen Überraschung tappte er in die „Jojo-Falle“, indem er ausgerechnet mit Weiß, obwohl er im Verlauf der Saison nur selten den Anzugsvorteil sein eigen hatte nennen dürfen, regelmäßig gewann und mit Schwarz immer wieder das Nachsehen hatte. Doch angesichts der Partieverläufe und der in den Analysen gezeigten Rechentiefe muss uns um Roberts Zukunft nicht bange sein. Auch hier war wesentlich mehr möglich, wenngleich die 4/7 (12. Platz) auch schon recht ordentlich waren. Glückwunsch.

 

 

Fazit:

 

Dieses Jahr lief es eindeutig besser als im vergangenen, wenngleich sich dies in den Platzierungen nur bedingt niederschlug. Aber die Qualität der Partien war so vielversprechend, dass ich die Prognose wage, dass 2018 unser Nachwuchs noch besser abschneiden wird. Lediglich in den Altersgruppen U10 und U12 werden wir noch verstärkt etwas tun müssen, um diese Lücke zu schließen. An Talenten mangelt es uns nicht, vielmehr muss das Umfeld aufgrund des starken Zustroms reorganisiert werden, um auch hier wieder ein hochwertiges Training anbieten zu können.

 

Allen Meistern und Qulifikanten wünsche ich an dieser Stelle viel Erfolg auf den Deutschen und hoffe, dass wieder möglichst viele Titel herausspringen werden! 🙂

 

Hier geht es zu den Tabellen, wo sich jeder selber informieren und das Abschneiden anderer Teilnehmer ersehen kann. Viel Spaß.

 

 

 

 

 

 

 


Kommentare

Eine Antwort zu „Bayerische Meisterschaften der Jugend 2017“

  1. Avatar von Petra
    Petra

    Immer spannend so ein Turnier! Vielen Dank für die Berichterstattung und die Begleitung, und herzliche Gratulation an alle Teilnehmer für die tollen Leistungen!

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